05.03.2025
Kooperation zwischen dem Museumsverband Hessen und den Stadtmuseen Bad Wildungen und Eschwege
Der Museumsverband Hessen (MVH) prüft seit dem 1. Februar zusammen mit den Stadtmuseen Bad Wildungen und Eschwege im Rahmen eines neuen Provenienzforschungsprojektes knapp 70 Objekte auf einen NS-verfolgungsbedingten Entzug. Ziel ist es, Verdachtsfälle auf NS-Raubgut, die während eines Erstchecks ermittelt wurden, tiefergehend zu untersuchen und die begonnenen Recherchen fortzusetzen. Das sechsmonatige Projekt wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert.
Bereits 2022 führte der MVH einen Erstcheck in den beiden Stadtmuseen durch, um Hinweise auf möglicherweise unrechtmäßig erworbene Kulturgüter zu identifizieren. Die Ergebnisse legten nahe, dass sowohl im Stadtmuseum Bad Wildungen als auch im Stadtmuseum Eschwege weiterführende Untersuchungen erforderlich sind. Dabei geht es um insgesamt 68 Objekte, darunter Gemälde, Judaica und Bücher.
Gemeinsames Projekt für vertiefende Forschung
Die Kooperation der beiden Museen bietet sich aufgrund der ähnlichen Art der zu untersuchenden Objekte und der geografischen Nähe an. „Schon der Erstcheck förderte spannende Erkenntnisse zutage, die nun in einem weiterführenden Forschungsprojekt vertieft werden sollen. Wir danken dem Museumsverband Hessen, dass er dieses wichtige Projekt ermöglicht, und freuen uns über die weiterführende Kooperation mit dem Museum in Eschwege, die die freundschaftliche Zusammenarbeit unserer Einrichtungen in der Region stärkt“, unterstreicht Ralf Gutheil, Bürgermeister von Bad Wildungen.
Bis Projektende am 31. Juli 2025 soll die Provenienzforscherin Julia Heinzerling die Provenienz der Objekte klären und herausfinden, ob diese tatsächlich aus ehemals jüdischem Besitz stammen oder ob dieser Verdacht ausgeschlossen werden kann. Zu den zu untersuchenden Objekten zählen unter anderem drei Gemälde, die während der NS-Zeit über den Kunsthandel für Bad Wildungen erworben wurden. In Eschwege wird eine Lithografie auf ihren Vorbesitz überprüft. Außerdem stehen Judaica-Objekte und Bücher im Fokus, die aus Synagogen oder jüdischem Privatbesitz stammen könnten. „Uns ist es sehr wichtig, die Herkunft der Objekte in unseren Sammlungen genauer prüfen zu lassen. Wir freuen uns über die Möglichkeit, mit diesem Projekt zu mehr Transparenz beitragen zu können“, so Alexander Heppe, Bürgermeister der Stadt Eschwege.
Wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur
Das Projekt leistet nicht nur einen Beitrag zur Provenienzforschung, sondern ist auch ein Zeichen des Engagements der beteiligten Institutionen für die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. „Die Museen sind sich ihrer Verantwortung bewusst und setzen mit diesem Projekt ein wichtiges Signal“, betont Dr. Saskia Johann, Referentin für Provenienzforschung beim MVH, die das Projekt koordiniert.
Der MVH unterstützt die nichtstaatlichen Museen in Hessen seit 2020 bei der Provenienzforschung, um die Aufarbeitung von Sammlungsgut zu etablieren. In den vergangenen vier Jahren wurden zahlreiche Projekte begleitet und gefördert sowie wichtige Fortschritte erzielt, um die Erinnerung an die Opfer des NS-Unrechts wachzuhalten. „Wir begrüßen es sehr, dass wir eine eigene Fachreferentin mit der Aufgabe der Provenienzforschung beschäftigen können, die dieser Aufgabe engagiert und mit großem Erfolg nachkommt. Wir danken dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur für die Bereitstellung der Mittel, um diese wichtige und bedeutende Thematik adäquat behandeln zu können“, so Dr. Birgit Kümmel, Vorstandsvorsitzende des MVH.
Die Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste ist dabei eine wichtige Partnerin. Sie wurde 2015 von Bund, Ländern und den drei kommunalen Spitzenverbänden gegründet und fördert bundesweit Provenienzforschungsprojekte in Museen, Archiven und Bibliotheken. Die Einrichtung befasst sich sowohl mit NS-Raubkunst, der Aufarbeitung der in der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone und der DDR entzogenen Kulturgüter als auch mit Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten und kriegsbedingt verlagerten Kulturgütern.
Weitere Infos unter:
https://museumsverband-hessen.de/presse/
https://museumsverband-hessen.de/beratung/schwerpunkte/provenienzforschung/einzelfallrecherchen-in-den-stadtmuseen-in-bad-wildungen-und-eschwege/
https://kulturgutverluste.de/projekte/einzelfallrecherchen-zu-verdachtsfaellen-von-ns-raubgut-den-stadtmuseen-bad-wildungen-und
Gefördert durch
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